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1. Deutsche Geschichte - S. 111

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der schmalkaldilche Krieg. 1546—1517. 111 1545 von dem Papst in der Stadt Trient in Südtirol eröffnet wurde; sie hatten erklärt, daß sie eine vom Papst geleitete Kirchenversammlung nicht als ein freies Konzil anerkennen könnten. So bereitete sich der Religions-krieg vor. Der Kaiser ging mit besseren Aussichten in den Kamps als die Protestanten. Schon das kam ihm zugute, daß er, der in vielen Kriegen Hnd Händeln zum weitblickenden, entschlossenen Staatsmann und Feldherrn herangereift war, selbst als oberster Kriegsherr den Befehl führte, während aus seiten des schmalkaldischen Bundes vielfach Uneinigkeit herrschte. Er hatte ferner ein Bündnis mit dem Papste geschlossen, der ihm gegen die Ketzer Geld und Truppen stellte. Noch wichtiger war sein Einvernehmen mit einem protestantischen Fürsten, dem Herzog Moritz von Sachsen Meißen. Diesem jungen Fürsten bedeuteten die gemeinsamen Interessen des Protestantismus nicht viel, desto mehr die Erhebung seines Hauses; er hoffte dem Ernestiner Johann Friedrich, dem Sohne und Nachfolger Johanns des Beständigen, den Kurhut zu entreißen und trat daher mit dem Kaiser in geheime Verbindung. Martin Luther sollte den Religionskrieg nicht mehr erleben; er Äthers T»r> starb am 18. Februar 1546 in seiner Vaterstadt Eis leben, wohin er sich ^1546?" trotz seiner Jahre und schmerzender Krankheit begeben hatte. Seine Leiche wurde in feierlichem Zuge nach Wittenberg gebracht; in Städten und Dörfern läuteten die Glocken; in der Schloßkirche wurde sie beigesetzt. In ihm war ein religiöser Held, ein glaubensstarker Mann und zugleich eine echt deutsche Persönlichkeit von starker Willenskraft und zugleich von kindlicher Tiefe des Gemüts, einer der Größten unseres Volkes, dahingegangen. §119. Der schmalkaldische Krieg. 1546—1547. Der Krieg, der im Sommer 1546 ausbrach, wurde zunächst in Oberdeutschland geführt. Hier hatten die Protestanten ein starkes Heer, konnten sich aber nicht zu tatkräftigem Handeln entschließen. Da fiel plötzlich Herzog M o r i tz in das Gebiet des Kurfürsten Johann Friedrich ein. Nun kehrte dieser nach Sachsen zurück. Die süddeutschen Reichs stände wagten jetzt nicht mehr dem Kaiser Widerstand zu leisten und baten um Gnade. Im Frühling 1547 erschien der Kaiser sodann mit einem starken Heere an der Elbe. Durch eine Furt überschritten die Kaiserlichen, die der Herzog von Alba befehligte, den Strom. Bei Mühlberg kam es zum Kampfe; Johann Friedrich hatte nur w 4000 Mann, die bald zersprengt wurden, ward selbst verwundet, gefangen “ff' und vor den Kaiser geführt. Als er ihn mit den Worten „allergnädigster

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 646

1906 - München : Oldenbourg
646 142. Unser Prinzregent Luitpold. flügen in die Schweiz und den Besuchen heimatlicher Gegenden, vor allem der fränkischen Provinzen, hat er die Wartburg sich angesehen und zweimal weilte er in Paris. Nach Spanien, für das er eine größere Vorliebe hatte als für Italien, ist er nicht gekommen. So wurde es im Laufe der Jahre um den Monarchen, den die Welt mit ihrer Alltäglichkeit, die Menschen mit ihrer Selbstsucht immer mehr abstießen, stets einsamer und stiller; seine Neigungen wurden immer launenhafter und sonderbarer; sein Gemüt nmdüsterte sich mehr und mehr, seine innere Unruhe und Augst steigerten sich. Und so kam endlich, was kommen mußte: über das Leben des hochbegabten, hoffnungsvollen Fürsten brach die furchtbare Katastrophe herein. Und wenn der kranke König, anders als sein Großvater, als König ohne Krone nicht mehr sein wollte, wenn ihm Leben schließlich gleichbedeutend war mit Bauen, so können wir vor der erschütternden Tragik seines Geschickes nur schweigend trauern. Wir betrachten eine Kerze, nicht weil sie sich schließlich selbst verzehrt, sondern weil sie uns Licht spendet. Napoleon I. nennt die Leute von Genie die Meteore, die brennen müssen, ihr Jahrhundert zu erleuchten. Ludwig Ii. wird in der Geschichte fortleben nicht als der kranke Mann, sondern als der begeisterte Herold des Deutschen Reiches, der ideale Führer seines Volkes zum Edlen, Guteu, Wahreu, Schönem Und so dürfen wir ihm das Lob spenden, das Goethe dem Lieblingsdichter des Königs in die Gruft nachgerufen hat: — hinter ihm, im wesenlosen Scheine, Lag, was uns alle bändigt, das Gemeine. 142. Unser Prinzregent Luitpold. Von Karl Theodor von Heigel.j) Wenn heute eiuer jener Bayern, die unter des Psalzgrafen Otto von Wittelsbach Führung in der Veroneser Klause die Ehre des deutschen Reichsbanners und den Kaiser retteten, in sein Heimatland zurückkehrte, würde er über die veränderte Welt staunen, bei jedem Schritt und Tritt aus Wunder stoßen. Und doch fühlte er sich trotz alledem daheim! Das Ringsum hat sich verändert. Aus dem Dorse Munichen wurde eine volkreiche, schöne Stadt, Tracht und Hausrat, Wehr und Waffen wechselten, aber die Menschen blieben in ihrem Kern und Wesen die gleichen. Die deutschen Stämme ließen nicht von ihrer Art, und wie sie in allem Wandel der Schicksale unerschüttert im Bewußtsein ihrer Einheit blieben, so fest und den Vorfahren ähnlich blieben sie auch durch die Jahrhunderte bis heute in der Liebe und Treue zu ihren Stammesfürsten. Als den Deutschen noch der Kampf Zweck, Inhalt und x) „Festrede zur Feier des 80. Geburtstages des Prinzregenten Luitpold, gehalten im Akademischen Gesangverein zu München". München 1901, Oskar Beck.

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 88

1888 - Berlin : Hertz
88 Die Kurfürstin Elisabeth; ihre heimliche Sefehnmg- Regentenpflichten so handelte, und daß er sich trotz seiner leidenschaftlichen Feindschaft gegen die Reformation doch zu eigentlichen Verfolgungen gegen die Evangelischen nicht hinreißen ließ. Luther selbst sprach nur mit Achtung von dem Knrfürsteu, für dessen Wohlfahrt er gern betete. Joachim's Widerstreben hatte überdies die öffentliche Anerkennung der Reformation in den Marken nur für eine kurze Zeit aufgehalten; unter seinen Augen aber hatte bereits seine eigene Gemahlin mit hingebender Aufopferung und Glaubenstreue für den evangelischen Glauben gewirkt. Die Kurfürstin Elisabeths). Der Name Elisabeth ist ein gesegneter in der brandenbnrgischen Geschichte. Elisabeth hieß die Mutter unseres ersten Kurfürsten Friedrich, ebenso die Gemahlin desselben, „die schöne Else;" jetzt treffen wir bei dem Uebergang zu einer neuen Zeit wieder eine fürstliche Elisabeth, als erste Zeugin des gereinigten Evangeliums in den branden-burgischeu Landen. Elisabeth, die Gemahlin Joachim's, war die Tochter des Königs Johann Ii. von Dänemark und Ehristina's von Sachsen, eine Nichte des Kurfürsten von Sachsen. Friedrich's des Weisen. Sie wurde im Jahre 1485 geboren und erblühete in großer Schönheit und Anmuth, zugleich entwickelten sich frühzeitig auch die reichen Gaben ihres Geistes. Sie war siebzehn Jahre alt, als sie (1502) nach langen Unterhandlungen unter prachtvollen und glänzenden Festen zu Stendal dem Kurfürsten Joachim I. vermählt wurde, allgemein bewundert als eine der holdseligsten Fürstinnen jener Zeit. Noch im Jahre 1512 glänzte sie als die schönste unter allen Frauen, welche den Ritterspielen zu Neu - Ruppin beiwohnten. Damals war sie noch glücklich, eine treue Gattin, die blühende Mutter von fünf Kindern. Aber es war auch der Gipfel ihres Erdenglücks; denn einige Jahre später wurde der eheliche Friede, welcher allein auf der Liebe und Treue ruht, gestört und getrübt: das Herz des Kurfürsten schien sich unter betrübenden Verirrungen mehr und mehr von Elisabeth zu entfernen. Vorüber war nun die unbefangene, glückliche Zeit ihres Lebens und es war ihr oft um Trost sehr bange. Da wehete ihr als frischer Lebensodem das Wort vom Frieden Gottes in Christo zu, das Wort von der Rechtfertigung des Menschen durch den Glauben, welches von Wittenberg zu ihr herüberklang. Sie war durch ihren Kummer in der Herzensstimmung, wo man leichter, als im Glücke von dem Worte der Wahr-heit ergriffen wird. Da ihr Gemahl aber ein heftiger Widersacher der Witten» bergischen Reformation war, so mußte sie den Glauben, welcher sie beseligte, fürerst in sich verschließen, damit es nicht gleich zum offenen Bruch mit Joachim käme. Doch nahete der Augenblick, wo der innere Zwiespalt zwischen den Gatten an den Tag treten mußte; des Kurfürsten unbeugsames Vorurtheil gegen die neue Lehre machte jeden Versuch vertraulicher Näherung und Verständigung unmöglich, die Kurfürstin aber konnte dem Wunsche nicht mehr widerstehen, das Abendmahl nach der Einsetzung des Erlösers in beiderlei Gestalt zu genießen, und so ließ sie es sich in Abwesenheit ihres Gemahls von einem evangelischen Geistlichen aus Wittenberg heimlich reichen. Damals war ge- *) Nach der Schrift (Göschel's): Elisabeth, Kurfürstin zu Brandenburg, Berl. 1839.

4. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 93

1888 - Berlin : Hertz
Joachim Hektor's und Johann von Küstrin's verschiedener Charakter. 93 Fortbestand der Reformation in Brandenburg ohne jede innere Erschütterung blieb. Ganz von innen heraus, durch das Volk selbst, war hier der neue Glaube begründet worden, und durch keine äußeren Umstände konnte er fernerhin gestört oder wankend gemacht werden. Er ist fortan mit Preußens innerem Leben tief verwachsen und ist in vollem Sinne Preußens geistiges Lebensprincip geworden. Aber auch die Milde, welche Joachim Ii. bei der Einführung bewies, die ächt evangelische Schonung und Achtung fremder Glaubensüberzeugung ist ein Erbtheil der preußischen Regenten und des preußischen Volks geblieben, und gerade hierdurch war es unserem Staate vergönnt, später das schönste Beispiel friedlicher Vereinigung verschiedener Con-sessionen unter einem milden und gerechten Scepter zu geben. 13. Kurfürst Joachim H. Hektor und Markgraf Johann von küstrin (1535 —1571). Der beiden Fürsten verschiedenes Wesen. Nachdem wir den Verlauf der Kirchenverbesserung in Brandenburg im Zusammenhange dargestellt haben, müssen wir noch einen Blick auf die sonstigen Regierungshandlungen der beiden Fürsten werfen, welche nach dem letzten Willen Joachim's I. die Marken unter sich getheilt hatten. Die beiden Brüder Joachim Ii. und Johann, welcher letztere als Markgraf der Neumark seinen Sitz in Küstrin nahm und daher auch den Namen Johann von Küstrin führt, waren durchaus verschiedenen Charakters. Joachim offenen, fröhlichen Gemüths, wünschte, daß auch um ihn her Alles glücklich und heiter sei; gutmüthig bis zum Uebermaß, wollte er, so viel von ihm abhing, gern alle Wünsche erfüllen, mit vollen Händen theilte er aus, was er besaß, und wo er nicht geben konnte, ertheilte er wenigstens Versprechen, welche er freilich nicht immer zu erfüllen vermochte. Nicht selten geschah es, daß er mehreren Bittstellern die Anwartschaft auf dasselbe Amt, dasselbe Lehen gab; da es daun nur einer erhalten konnte, suchte er die anderen durch Geld schadlos zu halten. Mit diesem überaus gutmüthigen, wohlwollenden Wesen Joachim's hing es zusammen, daß er in allen Dingen die Versöhnlichkeit und Vermittelung den gewaltsamen Maßregeln vorzog, wiewohl er eines kräftigen Entschlusses durchaus fähig war, wo die Umstände ihn erheischten. Sein Bruder Johauu dagegen war rasch und entschieden in Allem, was er that; weit entfernt von dem milden, vertrauensvollen Sinn Joachim's war er streng, oft abstoßend, und über seinem Schlafgemach standen die bezeichnenden Worte: „Unter Tausenden trau kaum Einem recht, bis du erkennst ihn treu oder schlecht." Während Joachim das üppigste und glanzvollste Leben an seinem Hose einführte und Festlichkeit auf Festlichkeit folgte, ohne daß man oft wußte, woher die Mittel zu solchem Aufwand genommen werden sollten, war Johann sparsam bis zum Geiz und ein abgesagter Feind alles unnützen Glanzes. Als einer seiner Räthe öfter an Wochentagen mit seidenen Strümpfen bei ihm erschien, sagte er ihm ungehalten: „Ich habe auch seideue Strümpfe, aber ich trage sie nur des Souu^ und Festtags." — Trotz solcher Verschiedenheit in Sinnesart und Neigungen trafen beide Brüder doch in dem ernsten Bestreben zusammen, ihre Unterthanen glücklich zu machen, sowie in edler Geradheit, in dem Sinn für strenge Gerechtigkeit,

5. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 184

1888 - Berlin : Hertz
184 Luise Henriette. Die Kurfürstin Luise Henriette (von Oranien). Unter den Vertrauten Friedrich Wilhelm's war Niemand, auf den er in geistlichen Dingen so gern gehört, wie auf den Rath seiner trefflichen Gemahlin, der bereits öfter erwähnten Luise Henriette aus dem Hause Oranten. Dieselbe war eifrig reformirt, vor Allem aber von ächter, demüthiger Frömmigkeit und von christlicher Liebe erfüllt. Eifrig in Gebet ließ sie sich auch die religiöse Erziehung ihrer Kinder neben der wissenschaftlichen Ausbildung derselben sehr angelegen sein. Sie war ihrem Gemahle bei seiner umsassenden und anstrengenden Thätigkeit eine wahre Stütze; mit inniger Liebe war sie ihm treu ergeben und folgte ihm trotz ihrer schwachen Gesundheit fast auf allen seinen zahlreichen Reisen und selbst auf seinen Kriegszügen; denn es war ihr unerträglich, von ihm getrennt zu sein. „Ich will lieber alle Unbequemlichkeiten der Welt haben und bei ihm sein," schrieb sie einst, „als alle Bequemlichkeiten der Welt haben und ihn nicht sehen." Der Kurfürst erwiderte diese innige Liebe, und selbst in den ernstesten Staatsangelegenheiten war es ihm Bedürfniß, sich mit ihr zu berathen; oft verließ er die Sitzungen seines geheimen Rathes und sprach mit ihr über die vorliegenden Sachen. Selbst auf Friedensunter-handlungen übte sie einen gewissen Einfluß, besonders soll sie an dem Abschlüsse des Friedens von Oliva Theil gehabt haben. Ihr landesmütterliches Herz war gerührt von dem großen Kriegselende in Preußen und sie sagte, ihr Gemahl sönne es vor Gott nicht verantworten, wenn er demselben keine Erleichterung gewährte. Vor Allem aber entsprach es ihrem ächt weiblichen und frommen Sinne, durch ihre Fürbitte so viel als möglich die Strafen der Verbrecher zu mildern. Den Armen endlich war sie eine wahre Mutter und christliche Fürsorgerin; überall war sie den Nothleidenden mit Rath und Hülfe nahe. Deshalb erwies ihr auch das Volk eine innige Verehrung. Das Waisenhaus in Oranienburg, welches von ihr gegründet wurde, hat das Andenken ihrer Wohlthätigkeit verewigt. Zu früh für den Kurfürsten und für die Liebe des Volkes starb sie schon am 18. Juni 1667 in noch nicht vollendetem vierzigsten Jahre. Eine zweite Gemahlin des großen Kurfürsten, Dorothea von Holstein-Glücksburg, vermochte ihm jenen herben Verlust niemals zu ersetzen, und er soll öfter in wehmüthigem Anschauen vor Luisens Bilde gestanden und in Thränen ausgerufen haben: „O Luise, wie sehr vermisse ich dich und deinen Rath." Nicht blos als Gattin, Mutter und Fürstin hat Luise Henriette ein ruhmvolles Andenken hinterlassen, auch als Dichterin geistlicher Lieder wird sie in der evangelischen Kirche hoch geehrt. Gewiß hat vorzüglich Paul Gerhardt's herrliches Vorbild belebend und anregend auf sie gewirkt; der Kurfürst selbst hatte vier ihrer geistlichen Lieder herausgegeben, unter welchen zwei, „Jesus meine Zuversicht" und „Ich will von meiner Missethat zum Herreu mich bekehren" als kostbare Kleinode des evangelischen Liederschatzes allgemein in Ehren gehalten werden. Häuslicher Kummer des Kurfürsten. So glorreich des Kurfürsten Wirken bis an sein Lebensende war, so wurde doch zuletzt die Freude daran durch die Verhältnisse in seinem eigenen Hause getrübt. Seine zweite Gemahlin lebte mit den Kindern erster Ehe in fortwährendem Unfrieden, und es kam in der Mißstimmung und Feindseligkeit so weit, daß man sich von allerlei Nachstellungen gegen den Kurprinzen Friedrich erzählte. Böse Auf-

6. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 212

1888 - Berlin : Hertz
212 Häuslicher Kummer; Sophie Charlotte. lassen, zu einer dritten Vermählung mit der Prinzessin Sophie Luise von Mecklenburg-Schwerin zu schreiten; doch war diese Ehe für ihn keine Quelle häuslichen Glücks. Die jnnge Königin, an ein einfaches, zwangloses Leben gewöhnt, wollte sich mit dem peinlichen Ceremoniell des Berliner Hoslebens, sowie mit ihrer ganzen Umgebung nicht befreunden, und ihre strenge Frömmigkeit fand sich im Widerspruch mit dem dortigen glänzenden Treiben. Als eifrige Lutheranerin suchte sie überdies ihren Gemahl zur lutherischen Con-fession zu bekehren, was viel Bitterkeit in der Familie erzeugte. Später verfiel die Königin ganz in fromme Schwärmerei und in einen krankhaft gereizten Seelenzustand. Die Sorgen des Königs wurden noch durch die Verheerungen der Pest vermehrt, welche besonders im Jahre 1709 im Gefolge einer großen Mißernte aus Polen nach Ostpreußen herüber kam und so stark wüthete, daß die Landesbehörden selbst von Königsberg nach Welau flüchteten. In wenigen Monaten verlor Königsberg 7000 Einwohner an der Krankheit, in Preußen überhaupt raffte dieselbe 250,000 Menschen dahin, d. h. ein Drittheil der damaligen Bevölkerung. Endlich hatte der König noch den Verlust seiner beiden ältesten Enkel zu beklagen. Zu seinem großen Troste wurde jedoch dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm am 24. Januar 1712 wieder ein Sohn geboren, zu dessen Taufe der König eine überaus glänzende Ceremonie anordnete: der Prinz hatte dabei eine kleine Krone auf dem Haupte und ein Kleid von Silberstück mit Diamanten besetzt, an dessen Schleppe sechs Gräfinnen trugen. Es wurde ihm der Name Friedrich gegeben, die Nachwelt hat ihn Friedrich den Großen genannt. Aber mit Friedrich I. ging es nun bald zur Neige; als er sein Ende herannahen fühlte, bereitete er sich mit christlicher Fassung auf den Tod vor. Er segnete seinen Sohn und seinen Enkel, dankte seinen Ministern für ihre Treue, und starb in Gegenwart des Kronprinzen am 25. Februar 1713, in einem Alter von 55 Jahren und nach einer 25jährigen Regierung. 29. Die Königin Sophie Charlotte*). Friedrich's zweite Gemahlin, Sophie Charlotte, war am 20. October 1668 geboren, eine Tochter Ernst August's von Hannover und der hochgebildeten klugen Prinzessin Sophie ans dem pfälzischen Hanse. Die trefflichen Anlagen, mit welchen Sophie Charlotte begabt war, hatten frühzeitig durch Belehrung und geistige Anregung eine vorzügliche Ausbildung erhalten. Sie empfing guten Unterricht im Lateinischen, sprach bald französisch, italienisch und englisch mit gleicher Leichtigkeit, wie ihre Muttersprache, die Erlernung und Uebung der Musik wurde nicht verabsäumt, selbst für die ernsteren Wissenschaften bezeigte sie schon als junges Mädchen großen Eifer. Die größte Bedeutung für ihre Bildung erhielt später der Einfluß des berühmten Gelehrten und Weltmanns Äeibnitz. Durch mannichfache Reisen nach Italien, nah •) Nach Varnhagen v. Ense: Sophie Charlotte, Königin von Preußen.

7. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 448

1888 - Berlin : Hertz
Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861). 52. Friedrich Wilhelm als Kronprinz. Friedrich Wilhelm Iv., des vorigen Königs ältester Sohn, war cm 15. October 1795 geboren. Unter der treuen mütterlichen Pflege der trefflichen Königin Luise entwickelten sich in ihm frühzeitig die reichen Anlagen einer bevorzugten Natur; besonders war es der frommen Fürstin eine rechte Herzenssache, die Keime ächter Gottesfurcht in ihren Kindern zu beleben und zu kräftigen. Die Ausbildung Friedrich Wilhelm's fällt großenteils in die Zeit vaterländischer Trübsal und Noth, durch welche das Herz der edlen Königin so tief bekümmert und zuletzt gebrochen wurde: in jener schweren Prüfungsakt hat der junge Kronprinz eine geistige Weihe für seinen künftigen Beruf erhalten, wie sie selten einem Fürsten zu ^heil geworden ist. Wie Friedrich Wilhelm Iii. selbst und seine fromme Gemahlin in Folge der harten Schläge des Schicksals nur noch mehr veredelt und in wahrer Gottergebenheit und Glaubeuszuversicht gehoben wurden, so ist gewiß auch für die königlichen Kinder die Trübsal jener Tage eine Quelle reichen geistlichen Segens geworden. Die erhabene Seelengröße, welche das treffliche Königspaar in der schweren Prüfung bekundete, mußte auch auf die jungen Hetzen der Ihrigen einen läuternden und kräftigenden Einfluß üben und den Grund zu einer sittlich ernsten und tief religiösen Richtung legen, welche sich in der That in dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm jeder Zeit bewährt hat. Ueberdies wurde durch die bittere Noth jener Zeiten die ernste Fürsorge der Königin Luise, welche vorzüglich die Zukunft des Vaterlandes tief im hingebenden Herzen trug, gerade auch dahin geleitet, der Erziehung und Ausbildung des Kronprinzen für seine bereinfttgc hohe Bestimmung die gewissenhafteste Aufmerksamkeit zu widmen. Ihm wollte sie die feurige Vaterlandsliebe einpflanzen, von der sie selbst beseelt war, in ihm alle die Eigenschaften und Tugenden entwickeln, durch die er einst sein Volk beglücken könnte. Die ersten Mittheilungen, welche wir aus der Jugendzeit Friedrich Wilhelm's Iv. haben, sind sämmtlich mit der Erinnerung an die Königin Luise innig verwebt: fürwahr die herrlichste Aegide, unter welcher je ein Fürst in die Geschichte eingeführt worden. Frühzeitig, schon vor der Niederlage der preußischen Waffen, versäumte die Königin keine Gelegenheit, das deutsche Gefühl des königlichen Knaben gegen die Fremdherrschaft zu entzünden. Es war kurz nach der Verletzung des preußisch-anspachischen Gebietes, welche die Niederlage der Oesterreicher bei Ulm herbeiführte, als die königliche Familie in Paretz den zehnten Ge»

8. Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen - S. 195

1896 - Leipzig : Voigtländer
195 rungsantritt, da er in den Wegen des glorreichen Vaters zu wandeln und dessen Werk fortzufhren" entschlossen sei. Das deutsche Volk, das den Helden von Kniggrtz, Wrth und Sedan, den stattlichen, leutseligen Prinzen, den fr das Frstenamt sorgfltig vorbereiteten Erben der Krone seit lange ehrte und liebte, kam dem neuen Kaiser voll Vertrauen entgegen. Aber der Anfang seiner Regierung grenzte zu nahe an das Ende; dem edlen Fürsten fehlte die ausreichende Zeit und Lebenskraft, eine eingreifende und fruchtreiche Herrscherthtigkeit zu entfalten. Schon vor des Vaters Tode von schwerer Krankheit betroffen, konnte er nach seiner Thron-besteigung nur einige Monate unter unsglichen Leiden pflichtgetreu seines hohen Amtes walten, bis er, ein heldenhafter Dulder, nach kaum hundert-tgiger Herrschaft am 15. Juni 1888 aus dem Leben schied. Kein deutscher Kaiser, keiner der Hohenzollernfrsten hat krzer regiert als er; gleichwohl bleibt dem frhe Geschiedenen neben dem erhabenen Bilde des groen Vaters eine dauernde Sttte der Liebe in allen deutschen Herzen gesichert. Sein Wahlspruch war: Furchtlos und beharrlich". 2. Regierungsantritt Kaiser Wilhelms Ii. Wilhelm Ii., seit 15. Juni 1888, Friedrichs Iii. Sohn, ist geboren 27. Januar 1859. Wie seine berhmten Ahnen aus dem Hohenzollernhause, der Groe Kurfürst und der König Friedrich der Groe, bestieg er in der Vollkraft' der Jugend den Herrscherthron. Als König von Preußen verbrgte er dem Landtage die gewissenhafte Aufrechterhaltung der Landesgesetze, der Volksrechte und Volksfreiheiten, und erklrte, da er bei seiner Regententhtigkeit sich das Wort des groen Friedrich gegenwrtig halte, da in Preußen der König des Staates erster Diener ist." Eine groe Stunde deutscher Geschichte war es, da er zuerst als deutscher Kaiser vor den Reichstag trat, umschart von den smtlichen Fürsten des Reichs, die durch ihr Erscheinen vor den Vertretern der Nation ihre Bundestreue feierlich bekundeten Die Welt erfuhr, da Deutschland in sich einig und in seiner Einigkeit stark sei. Sie vernahm des Kaisers ebenso beruhigende als stolze Versicherung: Ich bin entschlossen, nach auen hin Frieden zu halten mit jedem, soviel an mir liegt. Deutschland bedarf weder neuen Kriegsruhms noch irgend welcher Eroberungen, nachdem es seine Berechtigung, als einige und unabhngige Nation zu bestehen, end-giltig erkmpft hat." Angesehen nach auen, einmtig im Innern, steht das deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm Ii. herrlich und machtvoll da, wie nie zuvor, ein auf gewaltiger Heeresstrke ruhendes Friedensreich, das, an der Spitze der europischen Kulturstaaten, dazu berufen erscheint, der Welt die Erhaltung und den Fortschritt der Freiheit und Gesittung zu sichern. 13*

9. Vorstufe - S. 86

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
86 Brandenburg - preuische Geschichte. Prinzessin Luise, die sptere Gemahlin des Groherzogs Friedrich von Baden. als*König Wilhelm I. als König von Preußen. Mit 64 Jahren bestieg von Wilhelm I. den Thron, ein ernster, frommer Mann, selbstlos fr seine eigene Preußen. $perf0n^ aber fest entschlossen, Preuens Ehre allzeit hochzuhalten und wenn mglich, dieses Land, das sei-ner ganzen Lage und Geschichte nach dazu berufen war wie kein anderes, an die Spitze Deutschlands zu stellen. Um dies Ziel zu erreichen, mute der König das Heer zu verstrken und zu verbessern suchen; er mute neue Regi-menter bilden, da die Anzahl der Truppen nicht ausreichte. Dies durchzusetzen halfen ihm zwei Männer, der Kriegs-minister Albrecht von Roon und der Ministerprsident Otto von Bismarck. Der letztere, geboren am 1. April 1815 zu Schnhausen in der Altmark, hatte das Gymnasium in Berlin besucht und dann in Gttingen und Berlin die Rechte studiert. Eine Zeitlang war er preuischer Gesandter in Petersburg und Paris. Er war ein Mann von gewaltiger Willenskraft, der keine Furcht kannte, ein Staatsmann allerersten Ranges, der die Menschen richtig beurteilte und durch seine hinreiende Rednergabe zu gewinnen verstand, ein echter Deutscher von reichem Gemt und tiefer Frmmigkeit, der grte Held des Jahrhunderts. Der König setzte seinen Willen durch, wenn auch das Volk der die groen Ausgaben fr das Heer murrte. Aber bald sollte ganz Preußen sehen, wozu diese Ausgaben gut waren. In drei Kriegen hat das preuische Heer sich ruhmvoll bewhrt, in drei Kriegen hat es Preußen zur ersten Macht in Deutschland und in Europa gemacht. Der erste dieser Kriege war der dnische Feldzug 1864. Die beiden deutschen Herzogtmer Schleswig und H o l st e i n gehrten zum Otto von Bismarck. Bismarck.

10. Vorstufe - S. 58

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
58 Brandenburg - preuische cfctchtc. fein Land gegen die Schweden und kaiserlichen Truppen zu verteidigen, bald war alles verwstet; die Drser standen leer, die cker wurden nicht mehr bestellt, der Handel hrte aus und in den Stdten lag fremdes Kriegs-volk. Der Kurprinz selbst mute in der Festung Kstrin wohnen, wo er von vortrefflichen Mnnern unterrichtet wurde und schon frh groen Eifer fr das Soldatenwesen bewies. Mit 14 Jahren schickte ihn sein Vater nach Holland, einem Lndchen, das trotz seiner Kleinheit im Kampfe um Frei- Statthalter in Holland, als Friedrich Wilhelm dort anlangte. Dieser konnte sich mit eigenen Augen berzeugen, was die Bewohner leisteten. Handel und Gewerbe standen in hoher Blte, die sauberen Städte zeigten ein arbeitsames Volk, das auf seine Erfolge stolz sein konnte. Auch die Knste, wie Malerei und Bildhauerei, wurden hochgeschtzt, die Wissenschaft blhte, und Duldsamkeit gegen jede Religion war dort wie in keinem andern Lande. Der Kurprinz studierte an der Universitt Leiden mit groem Flei. Noch mehr aber zog es ihn in das Kriegslager des Statthalters Friedrich Heinrich, bei dem er die Kriegskunst lernte, den Schlachten beiwohnte und die Belagerung von Stdten ansah. Aufmerk-sam folgte er seinem Lehrmeister, der sich der den begabten Schler freute. Bei einem Aufenthalt in Haag versuchten die dortigen reichen Jnglinge, ihn Der groe Kurfürst, heit und Glauben sich groen Ruhm erworben hatte. Jahre-lang hatten die Hollnder mit den Spaniern und ihrem finstern Könige Philipp Ii. gekmpft und schlielich gesiegt. Der resor-mierte Glaube, der von den Schweizer Reformatoren Zwingli und Calvin be-grndet war, blieb der Herrschende in Holland, das fortan selbstndig seinen Statthalter sich whlte. Die Familie, aus wel-eher diese Statthalter stammten, ist die noch jetzt regierende, die Drnier; der erste derselben, ein Held im Besreiungs-kmpfe, hie Wilhelm, der Schweigsame. Sein Sohn Friedrich Heinrich war
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TM Hauptwörter (200)200

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